Freitag, 21. Januar 2011

Nachruf für eine Totgeburt namens Timm!

Es kommt vor das ich mitten in der Nacht lachend aufwache weil ich an Timm gedacht habe. Nur für die, die sich nun fragen wer Timm ist/war, Timm war der erste Fernsehsender für ein rein schwules Publikum, also gehörte ich zur Zielgruppe der Timmzuschauer.
Man startete mit vollem Mund, Front (eine schwule Zeitschrift die auch leider eingestellt wurde) wäre nett, aber Timm ist die Zukunft! In Amerika würde schwules Fernsehen seit Jahren laufen und hätte sich etabliert, nun also Timm! Schwules Fernsehen für das schwule Deutschland!

Nun mit einem Freund hatte ich gewettet ob sich der Sender 6 oder 12 Monate halten würde. Amerika als Beispiel ran zu ziehen war schon mal das erste Zeichen von Größenwahnsinn. Nordamerika hat etwas mehr Einwohner als klein Deutschland würde ich meinen, in Amerika kann man daher ein größeres Publikum erreichen mit mehr Werbepartnern. Der Vergleich deutsches Fernsehen und US Fernsehen ist daher schon absurd gewesen. Aber gut, Timm startete man konnte gespannt sein was denn da gesendet werden sollte. Wie Kika war Timm anfangs ein Halbtagessender, Nachtprogramm und der Morgen war ein Aquarium mit schwimmenden Männern zu sehen.
Nach etwa 6 Monaten, schön reden von Quoten und vermutlich jeder Menge Koks und Wodka entschied man sich dann das Programm 24 Stunden laufen zu lassen. Schon hier hatte man, meine ich teure Eigenproduktionen abgesägt. Die Datingshow die wie MTVs Roomraiders aufgezogen war, war Geschichte, einzig die Timmosine fuhr noch.
Hier muss ich zugeben, auch wenn ich die nur 1x beim zappen erwischt hatte, die Idee Leute von der Straße zum aktuellen Tagesgeschehen und Homosexualität in der Limosinenfahrt zu befragen war ein günstiges aber gutes Programm. Eine Talkshowform wie man sie bisher selten hatte.
Aber 24 Stunden Programm? Womit denn bitte? Queer as Folk rund um die Uhr? Die Serie hat 5 Staffeln, wenn man die alle 2-3 Jahre mal wiederholt ok, bei Timm lief sie ständig, ebenso die 3 Filme die sie eingekauft hatten. Es muss einem doch vorher mal in den Sinn kommen das, wenn man einen schwulen Sender aufmacht, man auch irgendwas senden muss und das ganze nicht auf 2 US Serien und eine handvoll Filme aufgebaut sein kann.
Schließlich hatte man als Zuschauer das Gefühl das man alles schon gesehen hätte was da im Programm lief, warum also noch einschalten? Es wurde verpasst rechtzeitig neue Sendungen einzukaufen und zu zeigen. Sicher L-World und Queer as Folk sind ok für so einen Sender, warum zeigt man aber nicht mal andere Serien und Filme? Wenn es sein muss aus kostengründen auch mit Untertitel? Die englische Variante von Queer as Folk, Skins, Ellen, Will & Grace, wenn es sein muss auch die ersten Folgen irgendeiner Soap, GZSZ oder etwas in der Art. Alles zu teuer?
Filme ebenso, die wirklichen Kracher fehlten einfach, die Filme die man so als schwule Filme kennt: Beautiful Thing, Yossi und Jagger, Trick, Latter Days, Get Real, Club der gebrochenen Herzen, Studio 54, The hanging Garden und und und… Auch hier wenn es sein muss Filme mit Untertitel im Original zeigen. Alles nicht da gewesen, dafür Queer as Folk Wiederholung Nummer 1000!

Braucht man also kein schwules Fernsehen in Deutschland? Ich finde schon dass es das geben sollte, aber nicht so. Erinnert sich noch jemand an TM3? Der Frauensender? Lief auch nicht und dabei, hab ich mir sagen lassen, soll jeder zweite Person in Deutschland eine Frau sein. Warum sollte ein schwulen Sender also laufen?
Also ich nicht XD
Es war wieder so das typische schwule Denken, auf der einen Seite Toleranz fordern, auf der anderen Seite sich aber abgrenzen und etwas nur für sich machen. Warum nicht schwules Fernsehen auf RTL, Pro7, Sat.1 und wie sie alle heißen (den öffentlich rechtlichen Sendern traue ich solche Formate nicht zu, die kriegen mit MEINEM Geld ja nicht mal ordentliches Fernsehen für die breite Masse hin)? Pro7 L-World oder Queer as Folk, RTL2 mit ‚Schwul macht cool’. Ist es da so abwegig das man auch weiterhin solche Sachen bringt? Sicher nicht immer und rund um die Uhr, aber das wäre Integration und wenn sich kein Schwein mehr über die schwule Sendung aufregt wird Homosexualität immer mehr zu etwas normalem, was es gibt und was auch dazu gehört.
Nun ist Timm nicht mehr, seit fast einem Jahr (die Insolvenz wurde am 21.01.2010 eingereicht) und wird es vermisst? Ich glaube nicht. Bye, bye Timm.

5 Kommentare:

  1. Gay Army war so geil! RIP!

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  2. Die Sendung kannte ich nicht mal. LOL

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  3. Aber wenn wundert es denn...anders als in den USA, wo es ja ganze Networkvereinigungen für das Gaygefolge gibt, ist eben Community & Zusammenhalt & Identifikation in Deutschland nicht wirklich präsent bzw. kaum notwendig (um Öffentlichkeit zu generieren wohlgemerkt. Daher ist das Format doch überflüssig(und schlecht umgesetzt) gewesen.. Ob dass jetzt gut oder schlecht ist....hmmm...aber TIMM brauchte von Beginn an niemand wirklich...besonders die Ziegruppe nicht.

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  4. Und bis zum Schluss hat man Fehler nicht eingesehen, die Erweiterung zum 24Stunden Programm war für mich dann das absolute Zeichen von Größenwahn. Wenn dann hätten sie es teilen sollen das irgendein Homeshoppingsender Nachts und am Morgen sendet.

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  5. jaja, der Größenwahn...davor ist selten einer sicher. Aber Hand aufs Herz, wirklich geschaut hat das auch zu Beginn niemand, später immer weniger und das Ende hat keiner mitbekommen...wie gesagt, der Markt, entgegen der reuigen Erklärungen, ist nicht, nicht bereit, sndern einfach nicht da. Auch der homosexuelle Mann will sich das nicht in 24 Std Dauerbeschallung ansehen was die Community so ausmacht...

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