Donnerstag, 13. Januar 2011

Otto or Up With Dead People

Im heutigen Beitrag kommen wir zu einem Film der etwas anders ist. Keine großen Stars, keine große Produktion. Ein Film der in Deutschland spielt, die Darsteller aber ausschließlich auf englisch reden (DVD liegt nur als OmU vor), dämlich deutsche Namen haben und alles halt irgendwie anders ist.


Vielleicht sagt einem der Name Bruce LaBruce ja etwas, wenn nicht gehe ich später etwas auf ihn ein, los geht es also mit dem ersten schwulen, politischen Zombiefilm den es jemals gab!

SPOILERANFANG
Otto ist etwas neben der Spur
Otto sieht gut aus, ist jung schwul und tot, zumindest hält er sich für tot, außerdem weiß er nichts über seine Vergangenheit. Es zieht ihn in die Großstadt, nach Berlin, er befindet sich in einer Identitätskrise, war früher Vegetarier und hat nun als Zombie Hunger auf Fleisch. Ihm dämmert so ein wenig in Flashbacks wer er früher war, irgendwas mit einer Fleischerei und ein junger Mann mit dem er im leben wohl zusammen war taucht in seinen Gedanken auch immer wieder auf.
Eher zufällig kommt er zu einem Zombiecasting und findet sich schließlich bei der schrägen MENEA wieder, die mit ihrer Freundin Hella und ihrem Bruder, dem Kameramann Adolf, einen Film über Zombies und deren Unterdrückung durch die lebenden dreht. Otto ist perfekt für sie und der Star ihres Films, da er aber so seltsam wirkt soll der andere Hauptdarsteller Fritz ihn während der Drehzeit bei sich aufnehmen. Kurz vor Fertigstellung des Films fehlt Otto plötzlich so das er bei der finalen Zombieorgie nicht dabei ist. Er hatte in seiner Brieftasche einen Bücherausweis gefunden auf dem die Nummer seines Exfreundes war, der ja immer in den Flashbacks auftaucht.
Er freut sich Otto wieder zu sehen und entschuldigt sich nicht für ihn da gewesen zu sein und ihn verlassen zu haben. Rudolf kam nicht mit der Krankheit klar und als Otto dann in die Klapse kam hatte er ihn halt verlassen. Nach dem Gespräch schlurft Otto zum Set zurück, wo alles vorbei ist, er trifft auf Fritz, der ihn wieder mit zu sich nimmt, beide haben Sex und auch Ottos Augen sind nicht mehr weiß, als Fritz am nächsten Morgen erwacht findet er nur ein Zettel neben sich im Bett auf dem ein Grabstein und mit RIP Otto drauf zu sehen ist.
Otto selbst überschüttet sich mit Benzin und zündet sich an, MENEA löscht die Otto Puppe schließlich und ist froh den Film fertig zu haben, Otto selbst glaubt noch immer ein Zombie zu sein und will weg aus der großen Stadt, nach Norden da die Kälte sein Fleisch besser konserviert.
SPOILERENDE

Zombies finden ganz neue Körperöffnungen!
Es fiel mir nicht leicht die Handlung in eine gradlinige Form zu stopfen, denn der Film ist nicht so, die Handlung schon aber eben nicht der Film. Hier versteht man erst am Ende was wohl Film war und was Otto außerhalb des Films. Wobei auch hier die Grenzen verschwimmen und man auch nach dem Film nicht so genau weiß was nun Film im Film war und was nicht. Ich hätte das Ende das Otto durch seinen Freund und den Sex zurück ins Leben findet um dann ‚Otto’ zu töten gut und passend gefunden, da das nun aber auch Film im Film war muss man sich natürlich fragen was noch? Auch die Flashbacks und das Treffen mit dem Freund?
Die Frage bleibt offen und durch die versetzten Aufnahmen wird man noch ein wenig mehr verwirrt. Klar ist aber das bis auf Otto (vielleicht, da Rudolf ja von Geisteskrankheit sprach) keine echten Zombies im Film vorkommen sondern alles nur der Film im Film letztlich ist, Fritz ist kein Zombie und somit seine Gang auch nicht. Vielleicht muss ich den Film einfach noch mal sehen um komplett durch die Handlung zu steigen, Diskussion dazu durchaus in den Kommentaren erwünscht.

Die Art und Weise wie die Szenen umgesetzt wurden sollte natürlich auch noch erwähnt werden. Man spielt hier bewusst mit einigen Stilrichtungen, die durch den Soundtrack stark unterstützt wird. Hella etwa ist immer nur schwarzweiß und in schlechter Qualität zu sehen, man hört immer die gleiche Klaviermusik wenn sie im Bild ist und sie bewegt zwar ihre Lippen, was sie sagt wird, ganz wie es im Stummfilm üblich war, danach eingeblendet. Ist ganz lustig, besonders wenn sie sich mit ihrer Freundin unterhält. Die Flashbacks hingegen haben auch immer die gleiche fröhliche Musik und sind knallbunt und voll Lebensfreunde.

Zombiesex zum Zweiten!
Das der Film provoziert ist klar, die schwule Handlung ist da, die Zombiehandlung ist da, beides zusammen wird auf die Spitze getrieben als zwei Zombies Sex haben und einer durch ein Loch im Bauch gefickt wird. Innereien hängen raus und werden gefressen. Tote Hasen werden roh gefressen und die Zombieorgie beschränkt sich zwar auf nackte Körper und Oralverkehr, ist aber trotzdem noch ein Mittelfinger in Richtung Spießertum.
Obwohl die Sexszenen eher abstoßend als schön sind kann man dem Film nicht absprechen erotisch zu sein. Erotik hat halt nicht unbedingt etwas mit Sexszenen zu tun.

Man merkt vielleicht, der Film ist eher schwere Kost und ich denke Bruce La Bruce hat das auch so gewollt. Von ihm kenne ich noch einen Film, den ich schon in den 90ern mal gesehen habe als ich noch gar nicht so richtig wusste ob ich schwul bin. ‚Hustler White’ auch ein seltsamer Film über das Strichermillieu in Los Angeles. Der Film könnte auch noch mal im Blog kommen, wenn ich die Videokassette finde und einen Videorekorder mir kaufen würde. Lol
Bruce LaBruce ist aber mit seinen Filmen nicht für jeden etwas, von den einen als Genie verschrien, wird er von anderen eher als erfolgloser Trashregisseur gesehen, irgendwo in der Mitte liegt wohl die Wahrheit. Otto jedenfalls kam auf der 58. Berlinale super an und bekam hier auch viel Lob und einer der Tipps in dem Jahr.
Bruce LaBruce hatte diesen Film aber eigentlich ganz anders haben wollen, gedacht war es tatsächlich einen schwulen Zombieporno zu drehen. Hauptdarsteller Jey Crisfar weigerte sich jedoch hardcore Aufnahmen zu machen, daher hat Otto zwei 2x im Film Sex, einmal bleibt er aber angezogen und in beiden Fällen wird der Akt an sich ausgeblendet, was in anderen Sexszenen ja nicht der Fall ist. Bruce LaBruce sagte aber dass das halt eine Entscheidung vom Darsteller war und die trotz gutem Zureden nicht änderbar war und daher auch für ihn ok sei. Der Film ist daher anders geworden als geplant, die Ursprungsidee setzte Bruce dann aber in seinem nächsten Film LA Zombie um. Hier umging er Probleme mit den Darstellern einfach in dem er gleich Hardcore Poronostars für die Hauptrollen besetzte.

Der Film liegt nur in englischer Sprache vor, mit deutschem Untertitel, das reicht auch, die Darsteller sprechen meist langsam so dass auch langsame Leser mitkommen werden. Einmal wird im Film kurz deutsch gesprochen, von einem Ladenbesitzer und auch sonst sieht man halt das er in Berlin gedreht wurde. Deutsche Grabsteine und so weiter.
Otto doch ein wenig menschlich?
Wie gut die Übersetzung im Untertitel ist, ist dann aber noch die Frage. Ein bisschen kann ich ja auch englisch verstehen und zwei fehlerhafte Übersetzungen sind da sogar mir aufgefallen, etwa als MENEA und Hella ein Picknick machen und eine sagt: „I love the smell of the Graveyard“ (so in etwa meine ich), übersetzt wurde es mit ‚Ich liebe den Geruch der Grabsteine’. Das ist doch falsch, Es müsste doch heißen ‚Ich liebe den Geruch des Friedhofs’. Graveyard ist doch Friedhof und Tombstone Grabstein oder liege ich da nun falsch? Na ja sind nur kleine Fehler und die Handlung wird dadurch nicht beeinträchtigt.

Fazit: Ein Film über den man nachdenken und den man für sich selbst auch interpretieren soll. Will man einen Zombiefilm sehen liegt man hier falsch und wird den Film scheiße finden. Schwuler Liebesfilm? Ebenfalls nicht, trotz Sexszenen mit steifen Schwänzen und nackter Hauptdarsteller auch kein Porno. Alles in allem kein Film für die breite Masse, für mich aber doch ein Film den ich mir noch einmal ansehen kann, auch wenn man gerade am Anfang etwas Durchhaltevermögen braucht. Der ganz große Wurf ist Otto nämlich nicht, daher sind 5 von 10 Punkten auch eine gute Wertung. Kann man sehen, muss man aber nicht.


Links:

4 Kommentare:

  1. wir müssen mal einen dvd abend machen!

    AntwortenLöschen
  2. wenn du mal nicht so weit weg wohnen würdest. XD

    AntwortenLöschen
  3. ach...so weit ist das nicht..

    AntwortenLöschen
  4. von hier bis hamburg sind das zur zeit etwa 110km würde ich meinen und ich hab auch kein auto, das ist bei der letzten tüvaktion verstorben. XD

    AntwortenLöschen