Freitag, 1. Juli 2011

Mogadischu

Vor einiger Zeit hatte ich mit Todesspiel den ersten Film rund um die raf hier auf dem Blog vorgestellt, nun mit Mogadischu kommt der zweite Film. Hier geht es auch um Schleyer, anders als in Todesspiel ist er aber nur eine Fußnote in der Erzählung, hier geht es in erster Linie wirklich um die Ereignisse in der Landshut, die nicht ohne Schleyer auskommen, eine gute Ergänzung also zu Todesspiel. Die DVD habe ich mir bei Aldi mal gekauft, als ich sah das es den Film für 6 Euro gab musste ich ihn haben! Ich kannte ihn zwar noch nicht aber das Thema an sich ist einfach interessant, hab den Kauf auch nie bereut.

SPOILERANFANG
Schuhmann, der Pilot, setzt sich für die Geiseln ein.
Die Ferien sind vorbei auf Mallorca und die Landshut setzt sich 1977 in Bewegung, das Flugzeug hat das Ziel Deutschland. In Deutschland ist eine angespannte Zeit, Schleyer ist entführt worden und man versucht mit der Geisel 9 Terroristen der Roten Armee Fraktion freizupressen. Doch das ganze zieht sich nun schon über Wochen hin. Man greift zu drastischeren Mitteln und entführt eine Urlaubermaschine, eben die Landshut, kurz nach dem Start bedrohen 2 Frauen und zwei Männer mit Pistolen und Handgranaten die Insassen der Maschine, man ändert den Kurs und landet die Maschine schließlich in Rom.
Helmut Schmidt schickt seinen Experten Wischnewski hinterher und bittet die Italiener die Maschine nicht starten zu lassen, doch Italien will kein Blutbad bei sich und erst Recht kein Ärger mit Palästinensern, die Landshut wird aufgetankt und startet wieder.
In der Maschine selbst regiert der Terror und die Willkür, man prügelt und schlägt die Insassen und droht eine Mutter zu erschießen da an ihrem Pass ein Kugelschreiber mit Stern war, daraus schließen die Terroristen das sie Jüdin ist. Nur der Kapitän beruhigt die Entführer, doch er gibt Infos unbemerkt nach draußen, was letztlich auffliegt. Man demütigt den Kapitän vor den Passagieren.
Man fliegt und fliegt und muss schließlich in Jemen landen da man keinen Sprit mehr hat, doch der Flughafen ist gesperrt, die Regierung will keine Terroristen landen lassen, die Rollbahnen sind mit Panzern blockiert. Der Landshut bleibt keine Wahl, sie geht runter und macht eine Bruchlandung neben der Fahrbahn. Wie durch ein Wunder kommt keiner zu schaden.
Abends inspiziert der Pilot von außen die Triebwerke und verschwindet für 20 Minuten, er bittet die Befehlshaber sie nicht noch mal starten zu lassen, da er befürchtet das die Turbinen Sand eingesogen haben und sie einen weiteren Start nicht überleben werden. Seine bitten werden abgelehnt, der Chef der Entführer dreht in der Zwischenzeit komplett durch und droht damit alle Geiseln zu erschießen wenn nicht sofort der Pilot ihm ausgehändigt wird. Der Pilot geht freiwillig zurück und wird vor den Augen der Geiseln erschossen.
Selbst bei einer Entführung müssen Frauen noch telefonieren...


Ein weiteres mal startet die Landshut, der Co-Pilot muss nun alleine fliegen und das Flugzeug schafft es nun voll getankt wieder in die Luft. Der nächste Flughafen wird angesteuert, Mogadischu, fast 5 Tage ist die Landshut nun schon in der Gewalt der Entführer und kein Einlenken der Regierung ist zu erkennen, man bleibt hart.
Die Entführer bringen Sprengladungen im Flugzeug an und übergießen die Geiseln mit Alkohol der an Bord ist, in einer halben Stunde wollen sie die Maschine hochgehen lassen. Die Behörden des Flughafens schaffen es das Ultimatum eine halbe Stunde zu verlängern, da sie sagen sie müssten den Flughafen räumen, die Geiselnehmer willigen ein.
In Deutschland gibt Kanzler Schmidt den Befehl das Flugzeug zu stürmen und Wischnewski schafft es schließlich auch den Regierungschef des fremden Landes zu überzeugen das die Deutschen diesen Einsatz durchführen und nicht die unausgebildeten Truppen des Landes.
Ein Problem ist das die neue Antiterrortruppe, die GSG 9 1 ½ Stunden noch entfernt ist von Mogadischu und erst eingeflogen werden muss, Wischnewski greift zu einer List, er geht auf die Entführer ein. Er sagt das die Gefangenen frei gelassen und nach Mogadischu ausgeflogen werden, nur das geht natürlich nicht in 30 Minuten. Ein Flugzeug braucht 8 Stunden von Deutschland nach Mogadischu. Die Entführer glauben sich als Sieger, unbemerkt fliegt die GSG 9 ein, der normale Betrieb auf dem Flughafen lief eh weiter so fällt das Flugzeug nicht auf. In einiger Entfernung werden Feuer entzündet wo sich Leute vom Flughafen dran wärmen, die Aufmerksamkeit der Entführer richtet sich auf die Lichter, von der anderen Seite schleicht die Einsatztruppe unbemerkt an das Flugzeug, die Erstürmung erfolgt schnell und effizient, drei der Entführer werden erschossen, die vierte schwer verletzt. Von den Geiseln wird nur eine Stewardess leicht verletzt, der Rest übersteht das ganze unbeschadet. Durch die Befreiung der Maschine bringen sich die Anführer der raf in Stammheim um und Schleyer wird am nächsten Tag tot in einem Kofferraum gefunden.
SPOILERENDE

Die Besetzung ist erstklassig, Christian Berkel als Helmut Schmidt ist gut getroffen, den Schauspieler kenne ich zum Beispiel aus ‚Das Experiment’. Jürgen Tarrach als Wischnewski ist unter seiner Maske kaum zu erkennen, aber auch er optisch top! Nadja Uhl und Thomas Kretschmann runden das ganze in den Hauptrollen ab, in Deutschland weniger bekannt aber wirklich gut als Chef der Entführer agiert Said Taghmaoui. Aber auch die Nebenrollen machen ihre Sache glaubhaft gut.

Der Film hat eine längere Entstehungszeit, man hat mit viel Aufwand und liebe zum Detail gearbeitet, so hat man in einem echten Flugzeug gefilmt, was man extra für den Film so originalgetreu wie möglich ausgestattet hatte. Ähnlich bei dem Outfit der Personen, hier orientierte man sich natürlich an damals üblicher Kleidung. Das Flugzeug wurde auf Luftkissen gesetzt um etwa die Bruchlandung im Jemen glaubhaft nachstellen zu können, aber auch die Temperaturen im Flugzeug waren wohl oft um die 40 Grad, genau wie in den echten Geschehnissen wo die Klimaanlage auch ausgefallen war. Die Statisten und die Schauspieler konnten daher sehr gut nachfühlen was man damals durchmachen musste.
Kaum zu erkennen: Jürgen Tarrach

Aber auch die Ereignisse im Flugzeug selber wurden nicht einfach so nachgestellt, weil man Zeitungswissen hatte. Man sprach vor dem Film mit 30 Zeitzeugen was wie geschehen war und formte aus diesen Berichten die Handlung so gut es ging nach. Denn natürlich hatte man hier und da Unstimmigkeiten da nach 30 Jahren jeder alles etwas anders in Erinnerung hatte. Was man aber schaffte war aufzuzeigen was in den 20 Minuten geschehen war als der Pilot verschwand. In den Medien war der Pilot oft als Feigling hingestellt worden der die Chance zur Flucht nutzen wollte, tatsächlich bekam man nun aber heraus dass er mit den Leuten am Flughafen verhandelte. Mit diesem Film ehrte man den Piloten nun endlich denn niemand von der Crew hatte angenommen das er tatsächlich fliehen wollte, da er auch schon vorher sehr beruhigend auf die Entführer eingewirkt hatte und das Beste für die anderen Geiseln erreichen wollte. Als Zeitzeuge und Berater vom Film war übrigens während der Dreharbeiten der damalige Co-Pilot mit am Set, er beriet die Filmcrew damit alles so echt wie möglich nachgedreht werden konnte.

Helmut Schmidt mal wieder am quarzen
Im Film wird das Gefängnis in Stammheim und Hanns Martin Schleyer nur erwähnt, was da sich noch abspielte zur gleichen Zeit. Man kann von Helmut Schmidt halten was man will, im Kampf gegen den Terror und für die Demokratie hat er einen eisernen Willen gezeigt, der schließlich die raf zerschlagen hat. Nur dadurch das er sich nicht dem Druck gebeugt hat wurde klar das die Terroristen alles machen konnten und trotzdem nicht an ihr Ziel kamen. Dies forderte in den entscheidenden Stunden zwei unschuldige Menschenleben Schleyer und Pilot Schumann. Aber das ein Blutbad in der Landshut verhindert wurde gleicht einem Wunder und ist eine wirkliche Leistung gewesen.
Die raf hatte eigentlich die Richtlinie niemals Unschuldige zu verletzen (in ihren Augen unschuldige Leute) Polizisten oder Ex-Nazis jedoch konnte man ohne Probleme ermorden. Mit der Entführung einer Urlaubermaschine brach man dieses ‚Gesetz’ und brachte normale Bürger bewusst in Gefahr. Ein Wendepunkt in der ganzen Sache, während man vorher durchaus Sympathie (in einem gewissen Mass) für die Inhaftierten in Stammheim aufbringen konnte und auch durchaus die Methoden des Staates in Frage stellen konnte, machte man mit dieser Aktion extreme Minuspunkte in der Öffentlichkeit.

Fazit: Eine Fernsehproduktion auf hohem Niveau, top Besetzung, perfekte Ausstattung und gute Effekte. Gut gezeichnete Charaktere und extrem spannend, das ganze ist in echt so passiert und die Geschichte wirkt fast wie ein Hollywoodstory mit Happy End (außer für den Piloten). 9 von 10 Punkten kriegt der Film!

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