Samstag, 2. Februar 2013

Ted Bundy



Ich gebe es zu: Ich schaue unheimlich gerne Autopsie: Mysteriöse Todesfälle. „Was sagt die DNS Analyse?“ „Die sieht ja furchtbar aus!“ Da geht es auch gerne mal um Serienkiller und das ist natürlich immer besonders interessant, ich als Horrorfan mag ja diese menschlichen Monster. Ok ich mag sie nicht, aber die Geschichten höre ich mir trotzdem an. Als auf dem Wühltisch dann für 3 Euro (ich hab so einige 3 Euro DVD Läden) der Film Ted Bundy lag konnte ich nicht anders. Bundy gilt als der erste (zumindest als so bezeichnete) Serienkiller der USA und hat da für großes Medienaufsehen gesorgt. Ein Film über ihn ist daher für mich äußerst interessant.

SPOILERANFANG
Der nette Mann von nebenan?
Ted ist ein kranken Mann, er stellt Frauen nach, obwohl er eine Freundin hat, von ihr verlangt er recht kranke Dinge. So muss sie sich tot stellen während er sie besteigt. Unbekannte Frauen beobachtet Bundy nachts und wedelt sich dabei die Palme. Nur irgendwann reicht ihm das alles nicht mehr. Er bricht bei einer Frau ein, tötet und vergeht sich an der Leiche. Es geht aber auch anders, einfach in dem er die Frauen niederschlagt und in sein VW Käfer zieht, dann mit ihnen an einen abgelegenen Ort fährt und sie da vergewaltigt und umbringt.
Zum Auto lockt er die Frauen unterschiedlich, entweder er hat ein Gipsarm und bittet um Hilfe oder er gibt sich als Cop aus, berichtet von einem Überfall auf den  Vater oder dass das Auto der Dame aufgebrochen wurde und sie mit zum Review kommen müsse. Es endet immer gleich, man fährt zu einem abgelegenen Ort und das war es für die Frau.
Nebenher führt Bundy ein normales Leben, er studiert Jury und Psychologie, mehr schlecht als Recht, engagiert sich im Wahlkampf für die Republikaner, hat eine Freundin. Dennoch ist ein latenter Minderwertigkeitskomplex bei ihm. Er fühlt sich als Bastard, da seine Mutter ihn unverheiratet bekommen hat und er lange Zeit nicht mal wusste dass seine Mutter seine Mutter war. Er lebte bei seinen Großeltern und seine Mutter war wie seine Schwester für ihn, es war für ihn ein Schock als er erfuhr dass sie seine Mutter war.
Bundy mordet sich mit seinem Käfer munter durch das Land und lässt eine Spur von Leichen hinter sich, doch er wird unvorsichtiger und so entkommt eine Frau die sich extrem wehrt aus dem Auto und kann entkommen. Da man nun weiß nach welchem Auto man suchen muss, wird er eher durch Zufall bei einer Kontrolle erwischt, da man im Kofferraum verdächtige Dinge findet wie Klebeband, Sturmmaske, Handschellen kommt es zu einer Gegenüberstellung und Bundy wird entlarvt.
Er will sich selbst verteidigen und entkommt als er in der juristischen Bibliothek einen Moment unbeaufsichtigt ist. Bei einem Autodiebstahl wird er aber erneut festgenommen. Wenig später entkommt Bundy aber wieder und dieses mal länger. Er ermordet und vergewaltigt weitere Frauen in einem Studentenwohnheim, sowie ein Mädchen, nach dieser Tat wird er besoffen aufgegriffen, wieder völlig durch Zufall.
Bundy wird wegen den letzten Taten zum Tode verurteilt, am Tag vor seiner Hinrichtung gesteht er 28 Morde, eine Henkersmahlzeit lehnt er ab. Am 24. Januar 1989 kommt er auf den Stuhl und stirbt, während die Öffentlichkeit seinen Ableben feiert.
SPOILERENDE

Selbst am Tag schreckt Bundy nicht zurück.
Amerikas Serienkiller Nr. 1 das stimmt wohl so, sicher gab es Typen die noch mehr gemordet haben und die noch kranker drauf waren. Bei Bundy kommt aber das Medieninteresse hinzu und dass er 2x fliehen konnte und in dieser Zeit weiter mordete. Das macht ihn zu einem menschlichen Monster, er hätte ja auch versuchen können abzutauchen, ab ins Ausland und es sein lassen. Aber Bundy machte weiter und er verteidigte sich selbst vor Gericht, da er seinen Anwälten nicht traute. Das kommt alles ein wenig kurz im Film, hier wird auch nur erwähnt dass Bundy in der Nacht vor seiner Hinrichtung die ganze Zeit weinte und betete und 28 Morde gestand. Man geht davon aus dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist und an die 60 Morde reicht. Bundy ließ nichts unversucht um seine Hinrichtung aufzuschieben, dies versucht man durch ein Telefongespräch deutlich zu machen. Tatsächlich lief es aber anders und Bundy ist die Vorlage für einen anderen bekannten Filmbösewicht: Hannibal Lecter.
Bundy bot nämlich seine Hilfe an beim Green River Killer. Ein Typen der ebenfalls ein Serienkiller war, Bundys Hilfe war aber nicht so von großem Nutzen. Das Geständnis am Vorabend der Hinrichtung war auch nicht um ein reines Gewissen zu haben. Bundy erhoffte sich dadurch dass man diese Fälle nun untersuchen wolle, ihn befragen und somit Aufschub, er wird daher auch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt haben. Es hat aber nichts genutzt, ein Aufschub wurde nicht gewährt. Ein Bild des getöteten Bundy ging anschließend durch die Presse mit der Unterschrift ‚Er starb mit einem Lächeln im Gesicht‘, da es tatsächlich so aussieht als würde er leicht lächeln.

Wenig Reue, aber viel Selbstmitleid am Ende seines Lebens.
Gut zurück zum Film, die Darsteller sind alle nicht erwähnenswert, Hauptdarsteller Michael Reilly Burke hat hier und da mal ne Nebenrolle gespielt, mehr nicht. Seine Darstellung als Bundy ist sehr oft einfach übertrieben. Das Grauen wäre viel authentischer wenn er halt nicht den Psycho mit irgendwelchen Grimassen machen würde. Gerade dass war bei Bundy eben das schockierende, er war nicht der Klischeekiller, er sah aus wie der nette Mann von Nebenan, war recht gebildet, wortgewand und charismatisch. Wie er angeblich selbst sagte: „Wir Serienkiller sind eure Söhne, eure Ehemänner. Wir sind überall!“
Die Machart des Films zeugt auch nicht von großer Filmkunst. Die Musik ist oft einfach unpassend, die Geschehnisse werden nacheinander runter gedudelt als ob man eine Liste abarbeitet und es wird wenig aus der Sicht der Öffentlichkeit oder der Polizei gezeigt. Man weiß eigentlich nie wie nah sie Ted Bundy sind, ob sie Hinweise auf ihn haben, was sie unternehmen um ihn zu schnappen. Man fragt sich an manchen Stellen ob überhaupt irgendwer ein Zusammenhang zwischen den Morden sieht. Nur am Ende wird dann plötzlich ein Stilwechsel eingeschlagen als man Originalaufnahmen im Film einsetzte von Leuten die vor dem Knast wo Bundy einsaß demonstrierten und seinen tot forderten.

Fazit: Der Stoff bietet eigentlich wirklich eine gute Vorlage für einen Hammer Thriller, wie ihn Hollywood nicht besser schreiben könnte. Leider ist der Hauptdarsteller in vielen Szenen echt  schlecht (in einigen gerade am Ende macht er seine Sache zwar gut, aber gerade am Anfang die Szene wo er spannt oder die Spiegelszene wirken doch eher lächerlich). Auch ist der Fokus irgendwie völlig falsch vom Film, dies wird durch die schlechte, lustige Musik unterstrichen, die die Morde quasi bagatellisiert. Im Gegensatz dazu wird Bundys tot als Drama aufgezeigt. Dies ist nicht so schlecht, da es wirklich unmenschlich wirkt wie sein Darm mit Watte ausgestopft wird damit er sich bei seiner Hinrichtung nicht einscheisst. Ein Plädoyer  gegen die Todesstrafe ist ok und die Originalaufnahmen von Menschen damals, die vor dem Knast sich über die Hinrichtung freuen ist interessant. Aber wenn man dann diesen Gegensatz sieht dass seine grausamen, ekelhaften Taten schon fast als lustig hingestellt werden passt das nicht. Positiv ist aber dass man sich wohl Mühe gegeben hat die Taten in etwa dem Geschehen anzupassen, negativ aber dass alles nur aus Bundys Sicht passiert, wir kriegen keinen Einblick wie die Fahndung nach Bundy lief, was man versuchte um ihn zu schnappen. Sehr schade.
Aufgrund der vielen Schwächen kann man den Film nicht positiv Bewerten und es ist mir unverständlich warum er bei Amazon für 30 Euro angeboten wird. Finger weg, das ist der Streifen nicht Wert! Der Film kriegt von mir 5 von 10 möglichen Punkten, kann man mal sehen, wenn man sich für das Thema interessiert, muss man aber nicht.

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